Oktober 2020 Reisen in Zeiten von Corona heißt für mich: So zu leben wie Zuhause, also in der Provinz und mit der gebotenen Vorsicht. Deshalb führte die Route von Niederbayern nach Portugal – mit einem "kleinen" Abstecher an die Nordsee – abseits der großen und kleinen Ballungsräume. Mit der Nebenwirkung, dass sich Kleinode besichtigen ließen, die ich sonst nie besucht hätte. Sei es Hannoversch Münden in Deutschland, Niort in Frankreich oder Quintana del Puente, ein verschlafenes spanisches Nest mit einer 800 Jahre alten Brücke und einem nahezu mystischen Stellplatz am Fluss. Und jetzt: Portugals beinahe menschenleere Atlantikküste ... 

September 2020 In dieses trutzige Haus habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Das war vor etwa 15 Jahren und schon damals war es ein "Lost Place". Es steht in bester Lage am so kleinen wie pittoresken Hafen des korsischen Dorfes Erbalunga, ein paar Kilometer nördlich von Bastia – der Blick aus den Fenstern führt übers Meer gen Elba, im Labyrinth der Gassen außenrum gibt's tolle Kneipen und Restaurants. Für den "Kopf des Korsen" habe ich daraus die "Maison Malacari" gemacht, hier lebt und leidet Held Jacques mit und unter seiner Schwiegermutter. In der Fortsetzung spielt das Haus eine größere Rolle als letzte Bastion im Kampf gegen finstere Mächte. 

August 2020 Update: "Die russische Mafia hat es auf Korsika mal versucht, unten in Bonifacio", erzählte mir die Wirtin einer Bar in Poggio-Mezzana, "aber die sind nicht lange geblieben." Eine spannende Geschichte, in nur einem trocken vorgetragenen Satz erzählt. Damit komme ich nicht hin, zumal es für den Korsen II. etliche Schauplätze mehr gibt. Aber einen Leserwunsch bemühe ich mich zu erfüllen: die französischen und korsischen Namen ein wenig lesefreundlicher auszuwählen. Es sieht also nicht gut aus für Monsieur Scaccabarozzi ... ;-)

Juni 2020 Eigentlich lautet der Plan, 10 Monate im Jahr zu reisen - das Mittelmeer runter und den Atlantik wieder rauf – und in Juli und August die Basis anzulaufen. Warum fahren, wenn alle fahren? Die Landyacht geht ins Sommerdock und darf sich wie ihr Kapitän über kleinere Reparaturen freuen. Aber 2020 ist alles anders und so sind Buddy und ich schon seit Anfang März hier im niederbayerischen Outback: Nach mehr als 40 Jahren in München habe ich eine Wohnung im Haus von BFF Peter bezogen, die "Basis" liegt im Irgendwo zwischen Dingolfing und Landshut. Statt Strandcafé gibt's Freibad und Biergarten gleich gegenüber und Gassi an der Isar wird ebenso gern genommen wie am Ufer des Duoro. Jammern gilt nicht, viele Menschen sind gerade erheblich schlimmer dran. Ist man sich dessen bewusst, braucht man wegen eines kleinen Stückes Stoff vor Nase und Mund auch nicht aus der Haut zu fahren.

März 2020 Jetzt sollten die Campingplätze entlang des Atlantiks die Saison eröffnen und uns beherbergen, bis wir im Juni Amsterdam erreichen. Aber die Corona-Nachrichten sind trist: Die Plätze bleiben geschlossen. Zudem rechnet der Eigentümer des aktuellen, wunderbar über dem baskischen Zarautz auf einer Klippe gelegenen Platzes damit, jeden Tag schließen zu müssen. Weil gerade wirklich niemand einen Nomaden braucht, der kreuz und quer im Land herum-geistert und dabei vielleicht zum 1-Mann-Superspreader wird, ergeht folgender vernunftgetriebener Beschluss: auf direktem Weg die laut Navi 1.715 Kilometer zur Basis in Niederbayern abrocken und dort die Kunst des "Schau mer mal" zelebrieren. Wermutstropfen: Mont-St.-Michel wird uns entgehen. Trost: Es wird noch ein Weilchen da sein. 

Februar 2020  Zeit vergeht, Erinnerungen bleiben ... vor genau einem Jahr musste ich meinen Copiloten Pablo in den langen Schlaf verabschieden. Der zähe Bursche hat immerhin - und mindestens - das stolze Alter von 21 Jahren erreicht. Weil er immer da und so unverwüstlich war, dachte ich, es ginge immer so weiter – ein Trugschluss, natürlich. Meine Eltern hatten ihn dort, wo in München die U-Bahn oberirdisch verläuft, auf den Schienen gefunden und den herrenlosen, damals auf vier Jahre geschätzten Streuner aufgenommen. Pablo hat sie, und später mich, mit kompromissloser Anhänglichkeit belohnt und mit mir noch eine große Runde um Europa gedreht. Mehr von Pablo auf Instagram unter @mr_pablo_and_his_chauffeur und nebenan im Bilderbuch.